Gemeinsam die Frohbotschaft leben

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Tannengrün, Lichterketten, Winterwetter und Glühwein zum Aufwärmen gehören traditionell bei uns zu den Weihnachtsmärkten, die in diesen Tagen wieder in den meisten Städten eröffnen. Das gibt es in vielen Ländern nicht so, besonders nicht in Afrika unter der tropischen Sonne. Aber auch hier entwickeln sich Bräuche rund um Advent und Weihnachten.

William Zongo zieht an diesem Morgen seine Jacke fester um sich. Es ist kalt in Ouagadougou. Jetzt zu Anfang Dezember ist Trockenzeit. Da weht der Wüstenwind „Harmattan“ kalt über das Land. Er trägt mit sich den feinen Sand der Wüste. Wie dichter grau-gelber oder manchmal auch rötlicher Nebel hängt an machen Tagen der Staub in der Luft. Es gibt Tage, da ist die Sonne kaum zu sehen.
Morgens sind die Temperaturen niedrig, manchmal nur zehn Grad Celsius. Am Nachmittag wird es heiß, die Luft ist immer trocken. Ständig weht der Wind. Er treibt Staubwolken und dürre Grasbüschel vor sich her. Die Trockenheit spaltet die Haut auf den Lippen der Menschen. Die Augen schmerzen vom feinen Sand. Der dringt überall ein, knirscht zwischen den Zähnen. Für manche Menschen ist das Atmen schwer. In diesen Tagen ist die Meningitis eine Gefahr, der Erreger wird oft durch Niesen übertragen.

Weihnachtlicher Schmuck
Jetzt ist schon Adventszeit. Hier in Ouagadougou, aber auch in anderen Städten, haben die Besitzer an ihren Geschäften und den größeren Gebäuden der Städte schon bunte Beleuchtung angebracht, Lichterketten, blinkende LED-Leuchten und überall die Schriftzüge „Joyeux Noel“ oder einfach „Bonne Fete“. Alles ist schön bunt, so lieben es die Leute hier. Oft wird die Festbeleuchtung einfach das ganze Jahr über gelassen und gar nicht mehr abgebaut.

Eine neue Geschäftsidee
William geht zur Arbeit, zum Weihnachtsmarkt von Ouagadougou. Im November und Dezember kommen junge Leute, meist Männer aus Burkina, manche auch wie William aus Ghana, und bieten Krippen zum Verkauf an. Nicht nur Christen bauen und verkaufen die Krippen, es sind auch muslimische Männer dabei. Auf vielen Gehwegen, dort wo eine Menge Kundschaft vorbeikommt, an Straßenkreuzungen der Innenstadt und besonders auf dem Weg zur katholischen Kathedrale bieten die jungen Männer ihre Waren an. Gerade der Ort vor der Kathedrale ist heiß begehrt. Auf jeweils 50 bis 60 Meter sind beide Seiten der Straße mit Waren belegt. Im Angebot sind Krippenhäuschen in vielen Größen, dazu auch abstrakte Grotten, die mit etwas Phantasie die Felsengrotte von Bethlehem darstellen sollen.
Wie die vielen anderen Verkäufer hat William seine Objekte schon in den Monaten vorher aus Holz, Styropor und Gips angefertigt und sie fantasievoll bemalt. Die Grotten sind aus einem Drahtgeflecht geformt. Das wurde mit Pappmaschee überklebt und nach dem Trocknen angemalt. Das alles wartet nun am Straßenrand auf Kunden.

Kostengünstige Krippen
Zwischen den Ständen mit Krippenhäuschen haben sich jene Kunsthandwerker niedergelassen, die Krippenfiguren verkaufen. Wenn die Nachfrage groß ist, werden Figuren zum Teil noch direkt vor Ort hergestellt. Aus Italien stammende Formen aus Silikongummi werden mit Gips ausgegossen. Sobald der Gips hart geworden ist, wird die Figur aus der Form gelöst. Vielleicht wird noch ein wenig mit einem Messer oder einer Feile nachgearbeitet, bevor die Figuren bemalt werden und bereit sind für den Verkauf. Es sind typisch italienische Darstellungen, afrikanische Krippenfiguren gibt es hier noch nicht, dafür fehlen die Schablonen. Wer afrikanische Figuren will, der muss sich bei den Bronzegießern auf dem Markt der Kunsthandwerker umsehen. Aber deren Figuren sind den Leuten im Allgemeinen zu teuer, die werden meist nur von Touristen gekauft.
Auch Weihnachtsbäume, glitzernde Plastiktannen, grün, blau oder lila, werden gerne gekauft. Dazu gibt es am gleichen Stand noch bunte Girlanden, alles „Made in China“.

Eine neue Mode, neue Kunden
Seit etwa fünf Jahren existieren diese Advents- oder Weihnachtmärkte. Über Nacht ist das Phänomen entstanden. Über mangelnde Nachfrage können sich die Verkäufer nicht beklagen. Besonders die Figurenhersteller kommen mit der Produktion kaum nach. Autos halten an den Straßenrändern, Kunden steigen aus und kaufen. Selbstverständlich wird um den Preis noch etwas gefeilscht. Ist der Handel schließlich abgeschlossen, werden die Sachen ins Auto geladen und später in den Wohnungen aufgestellt.

Ein Fest besonders für Kinder
Weihnachten ist auch in Westafrika eine Zeit für Geschenke geworden. In manchen Großstädten wie in Abidjan in der Elfenbeinküste gibt es in der Zeit vor Weihnachten ein besonderes hohes Verkehrsaufkommen und einen Run auf die Geschäfte. Gekauft werden meist Geschenke für Kinder, kleine Spielzeuge, oft aber auch Kleidung. Weihnachten wird von vielen betrachtet als ein Fest, an dem man besonders den Kindern durch diese kleinen Geschenke Freude bereitet. Kinder gehen in manchen Nachbarschaften von Tür zu Tür, erbitten Süßigkeiten, bekommen oft etwas zu essen oder sogar ein wenig Geld. Hans B. Schering

Bilder: A. Göpfert

Weihnachtsmarkt in Ouaga